Schottertour Rumänien 2015 • Kapitel 3
9. März 2016Schottertour Rumänien 2015 • Kapitel 1
9. März 2016Schottertour Rumänien 2015 • Kapitel 2
5. Tag • 08. September 2015 • Orastie - Orsowa
Unser Ziel für heute ist Orsowa. Wir brachen erstmal in Richtung Süden zu einer Burgbesichtigung auf.
Zuerst ein Stück gute Straße und dann in einem Nationalpark, dort wurde gerade die Straße erneuert, weiter auf einer Schottenpiste.
Wir fuhren durch die Baustelle, ich sage mal so ca. 12 Km, nur Schotter, mal schlechter, mal besser, das war schon mal ganz ordentlich.
Nun rauf zur Burg, mit engen Kehren und ordentlich Steigung, auch alles auf Schotter.
Eine dieser Kehren wurde Ulrich zum Verhängnis. Ulrich, der die Kehre zu weit innen fuhr, musste stoppen, trat rechts ins Leere und schon lag die 60/6 auf der Seite.
Nachdem wir die BMW wieder aufgerichtet haben, fuhren wir weiter hoch zur Burg.
Dort demontierte ich erstmal meine Werkzeugtasche, durch die Schläge auf den Schotterpassagen brach eine Befestigungsschelle und die Tasche zerschlug das Rücklicht.
Das reparierte ich notdürftig mit Isolierband und es hielt auch bis zum Schluss.
Die Werkzeugtasche transportierte von da ab Erek auf seiner F 650.
Die Besichtigung der Burg hätten wir uns schenken sollen, unser Zeitplan war zu eng. Ja was soll ich sagen?
Der kulturelle Teil hält uns offensichtlich vom Essentiellen der Tour ab, dem Gravelroadfahren.
Wir besannen uns eines Besseren und begaben uns auf die Schotterpiste nach unten.
Auf dem Weg nach unten schlug die Schwerkraft bei Imre, in der selben Kehre wie bei Ulrich auf dem Weg nach oben, zu.
Nachdem wir das Krad wieder aufgerichtet haben, ging es zurück in die Baustelle auf die Schotterpiste und dort zogen wir mal ordentlich die Kette stramm.
Auf der Straße ging es weiter bis in die Nähe von Hateg. Dort, in einem schönen Lokal, direkt an einer vierspurigen Haarnadelkurve, bekamen wir ein köstliches Mittagessen.
Danach ging es auf der Straße zum Redezart Nationalpark und der verdient seinen Namen wirklich.
Auf dem Weg dorthin versenkte Axel seine BMW bei einer Flussdurchfahrt im Wasser und lag neben dem Krad im kühlen Nass. Leider hatte niemand die Kamera an.
Dann ging es kreuz und quer auf Schotterpisten, Waldwegen und schmalen Pfaden, hoch in die Berge. Landschaftlich und fahrerisch ein Traum, sind oft angehalten zum Staunen und Fotografieren.
Nun die Berge wieder runter, zwischendurch flog aus Axels BMW die rechte Zündkerze samt Gewinde raus.
Haben vergeblich versucht sie wieder festzuschrauben, letztendlich rödelten wir sie mit Draht fest, damit Axel wenigstens die Etappe zu Ende fahren konnte.
Hier war es genau 17 Uhr, wenn die Tagesetappe jetzt zu Ende gewesen wäre, hatten wir gesagt, das war ein super Tag.
So, nun waren wir also in diesem Tal, es war warm und staubig, fahren wir auf die Straße, ab ins Hotel und unter die Dusche, so dachten wir.
Die Sache hatte leider einen kleinen Haken. Bis zur Straße waren es etwa 80 KM Schotter, sehr staubig, rechts und links nur Gegend und sehr selten mal ein Köhler oder eine Waldarbeiterhütte, sonst nichts.
Der Weg oder besser die Piste waren übersät mit Schlaglöchern und Pfützen, teilweise groß und tief wie Kinderplanschbecken.
Wir hatten schon 50 Km off Road in den Knochen und wussten nicht, was da noch auf uns wartet. Ich dachte unterwegs nur, die Piste muss doch irgendwann mal zu Ende sein.
Jörg und ich hatten nicht mehr viel Sprit in den Tanks, es wurde immer knapper und wir rollten mit dem aller letzten Tropfen auf die Tankstelle.
Wegen der starken Staubentwicklung teilten wir uns in kleine Gruppen auf. Mein Scramblerkollege Jörg und ich fuhren die Piste im Dauerslalom und über die komplette Distanz im Stehen, 2 Stunden lang. Das ist zwar nur ein Schnitt von 40 Km/h und klingt eher langsam. Wir bügelten aber in einer materialmordenden Geschwindigkeit über die Piste.
Meine ThruxScram und Jörgs Scrambler haben ja eher ein straffes Straßenfahrwerk und ich weiß nicht, wieviel tausend Schläge die Motorräder an uns Fahrer ausgeteilt haben.
Wir sind zwar keine Enduro Fahrer, fühlten uns aber wie ebensolche auf einer Paris – Dakar Etappe. Um 18:55 verließen wir die Schlaglochpiste und warteten auf den Rest. Anschließend fuhren wir noch ein Stück Straße zum Hotel, direkt an der Donau und der Grenze zu Serbien.
Dort kamen wir um 19:30 an, dann schnell unter die Dusche und runter ans Buffet bevor sie abräumen. Wir dachten, das wird wohl die härteste Etappe der Tour gewesen sein. Ist ja eine Soft Enduro Tour. Ha ha. (Hat aber einen Heidenspaß gemacht!)
Video zum 5. Reisetag • Tourtag 3 in Rumänien • created by Bernd Janke-Wohltmann
6. Tag • 09. September 2015 • Orsowa - Sibiu (Hermannstadt)
Heute steht die Transalpina auf dem Plan. Axel ist leider nicht dabei, er versucht jemanden zu finden, der ihm eine Stahlbuchse dreht und in den Zylinderkopf einsetzt, um die Zündkerze wieder festschrauben zu können. Schade, dass Axel gerade diese Etappe verpasst hat.
Morgens, zum Warmwerden, machten noch einen kleinen Abstecher ans Donau Becken. Wunderschöne Landschaft. Vor einem hohen Felsen, in den jemand ein riesiges Gesicht gemeiselt hat, hielten wir an, um ein paar Bilder zu machen und dann schnell weiter, die Transalpina wartet.
Es ist ein schöner Tag, nahezu wolkenlos und angenehme Temperaturen. Nein, ich muss sagen der perfekte Tag für die Transalpina.
Ulrich hat sich leider den Magen verdorben, er bekam Durchfall und musste sich einmal während der Fahrt übergeben. Zum Glück trug er einen Jet-Helm.
Gott sei Dank wurde Bernd von einer seiner Tochter genötigt, eine umfangreiche Reiseapotheke mitzunehmen. Da war auch das richtige Medikament dabei um Ulrichs Leiden zu behandeln.
Unten, am Anfang der Transalpina, in einer urigen Pizzeria nochmal was gegessen und dann ließ Alexandru uns frei rauffahren. Jeden in seinem Rhythmus und er kam als letzter nach.
Wir also los, Erek vorweg. Nach ein paar Kurven hatte Erek einen anständigen Slide über beide Räder. Da lag ein schmaler Streifen Sand in der Kurve, das hat er aber nicht gesehen und wusste somit nicht warum er gerutscht ist, er ließ sich dann erstmal zurückfallen. Wir sind diesen Traum einer Straße weiter hochgebügelt, Ulrich quetschte seine 60/6 aus wie eine Zitrone, sein verdorbener Magen war vergessen. Oben angekommen das pure Bikerglücksgefühl – bin bis dahin noch nie so eine geile Straße gefahren, super Hammer, Eins mit Sternchen.
Ich hatte nach 2/3 der Auffahrt, beim Rausbeschleunigen aus den Kurven, zum ersten Mal auf der Tour Kupplungsrutschen, habe während der Fahrt mehr Spiel eingestellt und bin dann etwas softer gefahren. Oben auf dem Gipfel angekommen, ein flaches Hochplateau mit einem 360 Grad Panorama, das seines Gleichen sucht, ein paar Bilder gemacht, die Aussicht genossen und wieder los die Abfahrt ruft.
Runter das Gleiche wie rauf, super Straße, breit, weit einsehbare Kurven, nagelneuer Asphalt, Kurven mit super Radien, die perfekte Bergrennstrecke. Aber anspruchsvoller als rauf, weil alle paar Kilometer ein Streifen Schotter den Asphalt unterbricht, weiß der Geier warum. Da muss man höllisch aufpassen, (der Großglockner ist ein Kindergeburtstag dagegen!).
Draußen auf der Terrasse zwei, drei Willkommens-Pils und alles war gut.
Das Abendessen war im Gegensatz zur Lokalität eher ernüchternd, fertigpanierte Schnitzel aus der Tiefkühlbox mit Kroketten, das war nicht der Hit, aber der Hunger trieb es rein.
Vielleicht dachten sie, für Leute, die so aussehen, da reicht „Schmalhans“ als Küchenmeister.
Sind jetzt in Sibiu (HERMANNSTADT), der Kreishauptstadt von Siebenbürgen. Eine sehr sehr schöne Stadt. Wenn man sie ausschneiden würde und sie samt ihrer Einwohner und allem was zu der Stadt gehört, irgendwo in Deutschland platzieren könnte, würde niemand glauben, dass da irgendetwas aus Rumänien kommt.
Spätestens hier: ade aller Vorurteile, die ich von diesem Land hatte. Habe mich immer sehr sicher und wohl gefühlt. Auf dem Land, in den Randgebieten und in den abgelegenen Dörfern, ist der Wohlstand noch nicht angekommen, aber überall wird gebaut, ausgebessert und im Rahmen ihrer Möglichkeiten hergerichtet was geht.
Die Menschen sind alle sehr freundlich, sauber und ordentlich.
Video zum 6. Reisetag • Tourtag 4 in Rumänien • created by Bernd Janke-Wohltmann
7. Tag • 10. September 2016 • Sibiu - Brasov (Kronstadt)
In einer Kurve mit guter Aussicht hielten wir an, um Bilder zu schießen.So auch Ulrich mit seiner 60/6. Er stellte sie auf den Seitenständer, eine kräftige Windböe und die 60/6 lag auf der Seite. Gott sei Dank ist nichts Gravierendes passiert, aber die Verkleidung war jetzt ziemlich beschädigt.
Ulrich dachte schon vor dem ersten Sturz laut darüber nach, ob er die Verkleidung abbauen und im Begleitfahrzeug deponieren soll, hat sie dann aber dran gelassen. Ja, der erste Gedanke ist meistens der Richtige.
Wir fuhren dann weiter Richtung Passhöhe und legten dort nur einen sehr kurzen Stopp ein – zu kalt, zu nass, zu windig. Also machten wir uns sofort wieder auf den Weg nach unten und orderten dort erst einmal ein Heißgetränk.
So wie es aussieht, müssen wir irgendwann noch einmal zurückkehren, um die Transfagarasan bei gutem Wetter und mit mehr Zeit richtig zu genießen.
Danach trennten wir uns, Andy, Bernd, Lars, Axel und ich fuhren auf eine „Abkürzung“ ins Gelände. Wir hatten 25 Km Waldweg und Schotter am Ufer eines Stausees im leichten Regen vor uns, das war super zufahren und wir haben es zeitweise richtig krachen lassen. Das machte richtig Spaß.
Zwischendurch begegneten wir immer wieder großen Schafherden, die aus den Bergen kamen. In den Schafherden waren auch eine Menge Esel die meterhoch mit Schurwolle beladen waren. Mittlerweile sind meine Stiefel und die einiger Mitstreiter nicht mehr dicht. Nasse Füße sind unangenehm, also stopften wir abends die Stiefel mit Papier aus und ließen sie über Nacht trocknen.
Wir sind jetzt in Transsylvanien angekommen und auf dem Weg ins Schloss Dracula, nur dort hat er wahrscheinlich nie gelebt und Transsylvanien erstreckt sich genaugenommen über ganz Siebenbürgen. Das Schloss ist nicht besonders spektakulär und drumherum alles voller Touri-Nepp.
Nach der Schlossbesichtigung ging es weiter nach Brasov (KRONSTADT). Dort fuhren wir durch kleine Gassen auf einen Hinterhof, wo wir unsere Motorräder parken konnten. Als wir unser Gepäck durch den Hintereingang an der Küche vorbei ins Hotel trugen, kam uns das kalte Gruseln.
Ich dachte, was ist das den für ein Alptraum, aber vorne in der Lobby angekommen, stellte es sich als ein sehr feines Hotel, mit einem sehr originellen Frühstückssaal, heraus. Seine beste Zeit hatte es vermutlich in den 70gern als Herberge für die Parteibonzen, aber immer noch mit einem besonderen Charme.
Abends ging es in die Stadt und wir bekamen in einem schönen Restaurant ein köstliches Abendessen. Die Stadt ist schön, kann aber Hermannstadt nicht das Wasser reichen.
Na ja, wenn es trocken und warm gewesen wäre, hätten wir sicher einen anderen Eindruck bekommen.
Video zum 7. Reisetag • Tourtag 5 in Rumänien • created by Bernd-Janke-Wohltmann
8. Tag • 11. September 2015 • Brasov (Kronstadt)- Berca (Buzau)
Das Wetter ist immer noch nicht toll, es regnet leicht und ist ungemütlich. Wir hatten heute eigentlich 75 Km off Road auf dem Zettel, sind aber auf Grund der schlechten Wettervorhersage auf der Straße geblieben.
Wir fuhren dann schöne Single-Roads. Das Wetter wurde viel besser als befürchtet und wir hatten auf den schmalen Straßen durch die Berge viel Spaß.
Zwischendurch gab es noch einige Sachen zu besichtigten und dann ging es weiter Richtung Walachai.
Zum Schluss der Tour waren wir noch auf einem Schlammvulkan.
Dort war es sehr windig und ungemütlich. Da kamen wir zum ersten Mal mit dem schmierigen, klebrigen Lehm in Kontakt. Aber im Vergleich zu dem, was noch kommen sollte, war das nicht weiter schlimm.
Dann ging es weiter nach Berca (Buzau) – wir sind jetzt in der Walachei angekommen und das Schwarze Meer ist nicht mehr weit entfernt.