Balkan Run 2018 • Kapitel 4
6. November 2018Balkan Run 2018 • Kapitel 2
6. November 2018Balkan Run 2018
Wild Rats Balkan Tour • Kapitel 3 von 4
Mostar
Heute geht es zu einem weiteren Fixpunkt auf unserer Reise – nach Mostar.
Wie schon im Vorfeld erwähnt hatten wir dieses Jahr nicht so viel Zeit in die Vorbereitung der Tour gesteckt – was wir auch einige Male bemerken mussten. Aber neben der Teth-Runde, dem Durmitor (nicht Tara) Nationalpark war noch Mostar fest auf der Liste.
Wir wollten uns die berühmte Brücke einmal selber anschauen und auch selber die Stimmung vor Ort erfahren.
Zuerst kam im Rafting Camp aber der kalte Start in den Morgen mit Frühstück im Freien. Danach folgte die Fahrt über bergige Strecken in Richtung Mostar.
Gegen Mittag sind wir dann am Talkessel von Mostar angekommen. Hier hat sich auch erklärt, warum die Stadt so lange und blutig belagert wurde. Von den Anhöhen um die Stadt herum kann sehr leicht mit Artillerie in die Stadt geschossen werden.
Bei der Einfahrt in die Stadt sind wir an den größten Friedhöfen auf unserer Tour vorbeigekommen. Der Gedanke daran wie viele Menschen hier ihre Träume, ihre Liebsten und ihre Zukunft begraben haben macht mich auch jedes Mal beim Ansehen der Bilder betroffen und traurig.
Wir fahren direkt in die Innenstadt und parken unsere Motorräder am Anfang der Fußgängerzone. Dann suchen wir uns ein Restaurant und gehen einzeln zur berühmten wiederaufgebauten Brücke in Mostar, um Bilder zu machen und einen eigenen Eindruck zu bekommen.
Das Pflaster hier ist von den vielen Besuchern blitzeblank geputzt.
Danach habe ich mich erst einmal hingesetzt und mit dem Wirt geredet. Klaus hat recht lang mit einem Ladenmitarbeiter an der Fußgängerzone geredet. Es war doch ein recht nüchternes Bild, das wir daraus gewonnen haben. Auch wenn die Gebäude und die Brücke wieder repariert sind – in den Seelen der Menschen sind die Risse noch lange nicht repariert. Kroaten, Serben und Moslems haben sich gegenseitig großes Leid angetan – das kann nicht so einfach wie ein Gebäude repariert werden.
Das braucht Zeit – viel Zeit. In der aktuellen Umgebung im Balkan die mehr Nationalismus und Separation fördert als Integration und Nachbarschaft bin ich skeptisch, ob dies gelingen kann.
Ich mag die Botschaft in dem Spruch: „In schwierigen Zeiten bauen weise Menschen Brücken und Narren Mauer.“
Aber die Nachrichten der letzten 3 Monate nach unserer Reise durch den Balken zeigen eher einen verschärfenden nationalistischen Tonfall als einen entspannenden … Wir werden sehen. Zurück zur Tour.
Beim Mittag/Kaffee in Mostar haben wir das Hotel für den Abend gesucht und gebucht – heute geht es bis Livno.
Über die Tour am Nachmittag lässt sich jetzt nicht viel sagen – gute Hausmannskost auf nicht zu großen Straßen. Gegen 18:00 Uhr sind wir am Hotel B&M in Livno angekommen.
Ein perfektes Hotel für Motorradfahrer. Die Motorräder können in der Tiefgarage parken. Die Zimmer sind modern und schön und es gibt ein Restaurant im Haus – das Essen ist lecker.
Da sind die täglichen Hausaufgaben der Datensicherung und Tourplanung zügig erledigt.
Und wie immer der Film zum Buch:
Bosnien - Kroatien - Transit
Am Morgen sieht das Wetter nicht so richtig gut aus. Wir verschieben die Abfahrt ein wenig bis eine Regenfront durchgezogen ist. Es lebe das weltweite Regenradar. Nicht dass wir nicht bei Regen fahren – aber wenn es einfach ist, den Regen zu vermeiden – warum sollten wir uns das antun?
Klaus hat die Route noch ein wenig umgebaut – nach Plan fahren wir heute größtenteils durch Bosnien – und dann am Abend rüber nach Kroatien. Gegen Mittag wollen wir uns dann wieder ein Hotel suchen – so der Plan. Als Optionen sehen wir Bihac in Bosnien, falls wir nicht so zügig vorankommen und Rakovica in Kroatien falls wir gut vorankommen.
Für den heutigen Tag sind keine touristischen Einlagen geplant – einfach ein Tag im Transfer in Richtung Heimat. Die Landstraßen entlang gleiten und die Stimmung aufnehmen. Wir rechnen mit Regen – wollen das aber wenn möglich vermeiden.
Die Fahrt führt uns heute durch eine stürmische und bewölkte Hochebene in Bosnien. Viele verlassene Gebäude mit Einschusslöchern, tief hängende Wolken, Wind und keine Sonne. Die karge Landschaft hat mich sehr an Schottland erinnert – die Häuser allerdings nicht. Hier kann man sehen, dass eine Menge Menschen ihre Wohnungen verlassen haben, um sich eine neue, vermutlich sichere Umgebung für sich und ihre Familie zu suchen. Es sind ja nicht nur einzelne Häuser, die leer stehen, sondern immer kleine Siedlungen, die nicht mehr funktioniert haben – und komplett verlassen sind.
Wir diskutieren das während der Fahrt über unsere Senas – es ist eine echte Bereicherung sich darüber in Echtzeit austauschen zu können und nicht alle gesammelten Eindrücke erst in einer Pause explosionsartig miteinander zu teilen.
Gegen 12:00 Uhr erreichen wir die Abzweigung, an der wir uns zwischen Kroatien und Bosnien entscheiden müssen – zwischen beiden Ländern liegt auf den nächsten 50 km ein Gebirgszug, der keinen weiteren Grenzübergang anzeigt. Die Wolken direkt voraus sehen nach Regen aus – das haben wir aber jetzt den ganzen Vormittag so gehabt.
Wir entscheiden uns weiter in Bosnien zu bleiben und biegen an der Tankstelle in Bosanko Grahove rechts ab, um in Bosnien zu bleiben. Die Temperaturen und der Wind waren aber gegen uns. Auf der Ebene wurde es sehr kalt und die Wolken voraus sahen tiefschwarz aus. Da wir uns immer noch in Bosnien befanden, konnten wir nicht „mal eben“ das Regenradar befragen.
Also haben wir uns entschieden umzudrehen und nach Kroatien rüber zu fahren. Unsere Hoffnung war, dass wir auf der anderen Gebirgsseite wärmere Temperaturen vorfinden.
Auf der Tankstelle in Bosanko Gravo haben wir dann am WLAN der Tankstelle nach unserem Hotel für die Nacht geschaut und eine Unterkunft im Hotel Mirjana in Slunj gebucht. Ich stelle mir dann immer wieder vor, dass wir in Deutschland an einer Tankstelle zur Kasse gehen und das WLAN Kennwort haben wollen, damit wir während der Rastpause im Internet surfen können.
Andererseits bemerkt man auch, wie abhängig wir modernen Reisenden von einer permanenten Verfügbarkeit des Internets geworden sind. Aber was soll ich mich beklagen, als networker ist das schließlich meine Berufung.
Der Plan mit dem Wechsel der Gebirgsseite hat funktioniert, in Kroatien hatten wir dann schnell wieder über 10 Grad und MOBILES INTERNET auf den Handys. Man merkt erst, was man an einer Sache hat, wenn sie plötzlich nicht mehr da ist. Eine mobile Internet Flatrate auf den Handys – das ist sehr, sehr nützlich auf Tour.
Auf der kroatischen Seite haben wir die A1 im Inland genutzt. Nicht so schön wie vorher auf der bosnischen Seite des Gebirges, aber viel wärmer. Was noch fehlt, war ein Mittagessen und das wurde ein First World – Das Problem des Tages :-))
Auf der Tankstelle hatten wir nur eine Pause mit Kaffee/Kakao gemacht, so hatten wir gegen 14:00 Uhr doch ein wenig Hunger. In dem kleinen Dorf Udbina sind wir dann auch von der A1 abgefahren. Das erste Gasthaus im Dorf war sehr gut besucht. Immer ein gutes Zeichen.
Was soll ich sagen – die Portion war groß – richtig groß. Zusammen mit der Vorsuppe, dem Salat und meinem Sandwich hatten wir echt was zu tun. Dafür war das auch gar nicht so lecker – aber eben reichlich.
Im perfekten Fresskoma sind wir dann wieder auf die Motorräder gestiegen und weitergefahren – Uff – nach dieser Mahlzeit hatten wir uns vorgenommen das Thema Mittag in Zukunft etwas leichter anzugehen.
Im weiteren Verlauf der Fahrt auf der A1 sind wir dann an den Plitvicer Seen vorbeigekommen. Dort sind mir die vielen Touristen aufgefallen – mit dem Ort konnte ich aber zu dem Zeitpunkt noch nichts anfangen.
Gegen 17:30 Uhr sind wir dann in Slunj im Hotel angekommen. Der Parkplatz war recht voll und als wir ankamen, sind auch gerade zwei Busse mit Touristen dort eingetroffen. Das hat uns aber nicht von unserer Routine abgehalten – auch wenn es ein bisschen gedauert hat, bis wir ein Getränk käuflich erwerben konnten.
Killschalterpils:
örg hat dann einen pensionierten Kollegen mit dem gleichen medialen Hobby auf Reise getroffen. Die beiden haben dann die Zeit genutzt, ein wenig zu fachsimpeln.
Das Hotel war definitiv auch eine der schöneren Unterkünfte auf der Reise und das Abendessen war richtig lecker – wir hatten nur irgendwie noch nicht wieder so richtig Hunger.
Beim Abendessen haben wir dann die Pläne für Morgen besprochen, wobei uns die Plitvicer Seen ins Auge gefallen sind. Der Nationalpark ist der größte in Kroatien und der älteste in ganz Südeuropa, er wurde 1949 gegründet. Wir kennen den See aus den Karl-May-Verfilmungen der 1960er Jahre.
Dort wurde unter anderem der Schatz im Silbersee gedreht. Damit stand ein Ziel des morgigen Tages fest – wir werden uns die Plitvicer Seen anschauen – auch wenn man das zu Fuß machen muss. Ein bisschen Kultur kann nicht schaden.
Und wie immer der Film zum Bericht
Plitvicer Seen - Transfer Slowenien
Heute wollen wir uns mit unseren Stahlrössern auf die Spuren von Old Shatterhand und Winnetou am Silbersee machen.
Wir hatten das vorher nicht als einen der Reisefixpunkte geplant – aber nach den Infos, die wir uns gestern über Tante Google herausgesucht haben, waren wir doch neugierig. Ich bin da ehrlich, ich habe in der Regel keine Lust auf lange Fußmärsche. Ich bin Motorradfahrer keine Motorradgeher …
Aber der Teamkonsenz war – wir schauen uns das an. Dann los.
Zuerst mussten wir ca. 25 km vom Hotel zu den Seen zurückfahren. Auf dem Parkplatz 2 haben wir dann unsere Motorräder abgestellt. Motorräder können einfach an der Schranke vorbeifahren und kostenlos Parken. Die Klamotten werden dann – auch kostenlos – von den Mitarbeitern in einem Container eingeschlossen – toller Service.
Mit 35 € pro Person für eine Tageskarte ist der Eintritt zwar nicht ganz günstig, dafür kann man im Park aber alle Transfermöglichkeiten per Schiff und Bus kostenlos nutzen.
Bei den Eindrücken, die wir von unserem Besuch mitgenommen haben, war der Preis vollkommen angemessen.
Aber erst einmal mussten die Karten erworben werden.
Parkplatz und Eingang waren in der Mitte der Karte mit Entrance 2 beschriftet. Von dort ging es auf einem Fußweg über eine Holzbrücke, die die Hauptstraße überquert. Dann über gefühlte 1.000 Treppenstufen runter zum See. Uff – da müssen wir nachher wieder rauf – Klasse …
Unten am See sind wir dann zum Anleger für die Fähre gelaufen und haben als Erstes die Fähre von P1 nach P2 genommen. Das Panorama war schon recht vielversprechend und die Farbe der Seen kam einem vage bekannt vor.
Dort haben wir dann die zweite Fähre von P2 nach P3 genommen – einmal quer über den großen See. Die Boote haben einen Elektroantrieb und sind somit wundervoll leise. Mann ist also mit sich, der Natur und 1.000 Fremden allein.
Auf der anderen Seeseite an P3 hat man das auch noch einmal sehr deutlich gemerkt – die zwei folgenden Fotos sind am selben Punkt entstanden – einfach um 180 Grad gedreht.
Das zeigt auch sehr deutlich, dass ein vermittelter Eindruck so lange nicht komplett ist, bis man das vollständige Bild gesehen hat.
Von Punkt P3 aus sind wir dann zu Fuß in Richtung Entrance 1 gegangen – die kleinen blaue Linie über den See und hoch zur Bushaltestelle St1. Oben angekommen hatten wir eine tolle Aussicht auf einen der kleineren Wasserfälle.
Es hätte auch noch größere Wasserfälle gegeben – aber da mochte ich nicht ganz hinrennen.
Im Film ist noch ein wenig mehr davon zu sehen – aber für den Bericht reicht jetzt eines als Teaser.
Gegen 14:00 Uhr haben wir uns dann auf den Weg in Richtung Slowenien gemacht – wir wollten ja noch ein wenig Motorradfahren – und nicht nur laufen. Wir haben jetzt auch wieder die ganz großen Straßen vermieden und sind auf kleinen Landstraßen unterwegs gewesen. Bei der nächsten Tankpause – als wir abschätzen konnten, wie weit wir wohl kommen werden – haben wir, wie in den letzten Tagen auch, eine Unterkunft auf booking.com gebucht. Diesmal das Hostel Bearlog in Kocevje. Das waren von den Plitvicer Seen ca. 170 km.
Die Straßen in Kroatien waren jetzt OK – aber nicht so richtig toll. Das ist in Slowenien sofort anders gewesen. Dort waren die Straßen in einem sehr guten Zustand. Das Navi hatte uns dann auch gleich auf eine kleine Abkürzung geschickt, die vor einem steilen Wiesenstück endete – da wollten wir nicht weiter.
Wir haben dann noch zwei weitere Versuche benötigt, bis wir wieder auf der Hauptstraße waren – danke Garmin.
In Kocevje sind wir dann gegen 18:00 Uhr angekommen und haben unser Zimmer bezogen. Ein Gemeinschaftszimmer für uns drei mit Bad und Toilette auf dem Flur hatten wir bislang noch nicht. Das Hostel war komplett ausgebucht und alles war sehr neu. Zuerst waren wir ein bisschen skeptisch, dann war es aber eine ruhige Nacht mit einem tollen Frühstück.
Zum Abendessen haben wir dann eine Pizzeria im Ort aufgesucht und uns an die Planung der morgigen Strecke gemacht.
Das morgige Tagesziel soll der Mangart im Grenzgebiet zu Österreich/Italien sein. Das sind nur ca. 200 km. Für den Weg dorthin hat Klaus kleine und kleinste Straßen als Route zusammengestellt.