Balkan Run 2018 • Kapitel 3
6. November 2018Balkan Run 2018 • Kapitel 1
6. November 2018Balkan Run 2018
Wild Rats Balkan Tour • Kapitel 2 von 4
Montenegro/Serbien - Grenzballett
Am heutigen Tage werden wir auf der Route, die Klaus ausgearbeitet hat, 4x über die Grenze zwischen Montenegro und Serbien fahren. Nicht dass wir das unbedingt so geplant hatten – wir haben einfach beim Erstellen der Route nicht darauf geachtet.
Für uns Schengen-Menschen existieren Grenzen nicht so wie für Menschen aus anderen Ländern. Auch eine Art wie man die Vorteile des Euro im wahrsten Sinne des Wortes erfahren kann.
Unser Hotel in Berane war modern und ruhig. Kein Highlight der Tour – aber gut. Das Frühstück entsprach den Erwartungen – und als wir zum Packen zu den Motorräder gingen, waren wir erstaunt – Frost auf den Maschinen. OK – Winter is coming …
Auf kleinen Straßen ging es los und wir mussten schon nach wenigen Kilometern improvisieren – die Straße wird gerade neu gebaut.
Das ging auch später so weiter. Wir wollten auf Nebenstrecken zur nächsten kurvigen Landstraße, aber da war ein geschlossenes Metalltor im Weg.
Das Umfahren hat uns auf sehr kleine Forstweg geführt und wir haben einen Augenblick benötigt, bis wir wieder auf der Hauptstraße waren.
An diesem Tag haben wir ganz deutlich die Grenzen unserer Heidenau K60 Scout Reifen erfahren müssen. Der Reifen ist ein genialer Allrounder mit toller Reichweite und viel Vertrauen in Schräglage und bei Regen. Aber seine Achillesferse ist der durchgehende Mittelsteg.
Auf Gras, Matsch und Wiese kommt er an seine Grenzen.
Eine weitere wichtige Lektion war es, nicht IMMER der Route des Navis zu folgen, sondern schauen wo die Einheimischen längsfahren.
Wir sind dann auf wunderschönen, kurvigen Straßen weitergefahren – ein Genuss. Das Mittagessen haben wir an einem schönen Restaurant kurz vor der serbischen Grenze eingenommen.
Hinter der Grenze hatten wir in der nächsten Stadt mit einer gesperrten Unterführung zu kämpfen und es hat einen Augenblick gedauert, bis wir wieder auf Kurs waren.
Bis wir am Abend am Rand des Tara Nationalparks angekommen sind, hatten wir noch zwei weitere Grenzpassagen.
Hier haben wir dann unsere Hotel Buchungsroutine verwenden wollen – WLAN an der Tankstelle und Booking.com fragen. Es waren aber keine sinnvollen Unterkünfte „in Sicht“.
Die Hotelsuche wurde ein wenig aufwendig. Das erste Hotel war aufgegeben. Das nächste Hotel hatte den Hotelbetrieb eingestellt und war nur noch Restaurant, dort hat man uns aber eine Tipp für ein anderes Hotel in 20 km Entfernung gegeben.
Dort sind wir dann hingefahren – aber das sah nicht sehr nett aus und war genau an der Hauptstraße. So verzweifelt waren wir noch nicht. Also wieder ein Stück die Straße zurück. Wir hatten auf dem Weg hierher ein mögliches Hotel gesehen. Die Abstimmung war leider während der Fahrt nicht mehr möglich – nach 10 h Fahrt hatten sich unsere Senas verabschiedet.
Dies ist ein weiterer Punkt, den wir auf einer nächsten Tour verbessern müssen – die Laufzeit der Senas. Deren Funktion war doch schon recht wichtig für uns während der Fahrt geworden.
Auch dieses Gebäude war kein Hotel – sondern „nur“ ein Restaurant – aber die Bedienung gab uns die Empfehlung doch 1 km die Straße hochzufahren – dort soll ein Hotel sein.
Jörg ist zum Scouting losgefahren und mit froher Kunde zurückgekommen – ja – wir können dort eine Hütte mieten und auch im Restaurant essen – Klasse.
Es hat sich dann herausgestellt, das dieses eine der absoluten Top Unterkünfte auf unserem BalkanRun war. Die Bilder sprechen für sich.
Das Restaurant heißt:
Nacional House Stari Bajo in Mackat, Serbien
Und wie immer der Film zum Buch:
Tara Nationalpark
Für heute war nur eine kurze Runde durch den Tara Nationalpark im Westen Serbiens an der Grenze Bosnien und Herzegowina geplant. Wir wollten noch einmal ein bisschen Schotter im Nationalpark unter die Räder nehmen.
Nach den tollen Sonnenuntergangsbildern von gestern und aufgrund der kurzen geplanten Route wollten wir heute ein wenig mehr Zeit für Fotos investieren. Als Erstes begann der Tag aber im Restaurant der Hütte mit einem angemessenem WildRats Frühstück. Eier, Speck, Würstchen – lecker.
Klaus hatte für heute wieder einen kleinen Schotteranteil in die Route eingeplant – wir wollen es noch einmal mit dem Scrambler abseits des Asphalts probieren. Zum Einstieg in den Tara Nationalpark mussten wir zuerst wieder zu dem Punkt zurückfahren, an dem wir gestern mit unserer Hotelsuche angefangen hatten.
Dort gab es einen Einstiegspunkt zu einer Ringstraße, die nach Schotter aussah und im Park dann wieder auf Asphalt zurückführte.
Das ging am Anfang auch sehr gut, allerdings waren die letzten 5 km sehr anstrengend für Jörg auf dem Scrambler. In einem Neubaugebiet waren die Straßen auch noch im Rohbauzustand und damit sehr grob und weich. Kein Spaß für Jörg auf dem Scrambler.
Mittagessen wollten wir am Fuß des Stausees, am Rand des Parks. Das Panorama haben wir für eine erste Fotosession verwendet.
Der Weg um den See war kurven- und abwechslungsreich – aber keine Strecke, die wir als Top-Strecke empfehlen würden. Wir machten uns dann wieder auf den Heimweg zu unserer Unterkunft.
Diese Rückfahrt wird uns noch eine Weile im Gedächtnis bleiben – und hat uns noch einmal eindrucksvoll die Funktion eines ABS auf Schotter bergab vorgeführt – ich sage nur Hei-jei-jei-jei… vielleicht entdeckt Ihr es ja im Tagesfilm …
Ansonsten – wenn Ihr einen von uns mit dem Stichwort Hei-jei-jei-jei ansprecht, dann müssen wir sofort grinsen, wenn wir uns daran erinnern.
Schon gegen 15:30 Uhr sind wir wieder in unsere Hütte am Restaurant Stari Bajo zurückgekehrt und haben uns, nach unserem obligatorischen Killschalterpils – hier gab es ein sehr leckeres Schwarzbier – den Motorrädern zugewendet.
Klaus wollte die Fahrtaufnahmen seiner Actioncam ein wenig dynamischer aussehen lassen und hat seine Kamera deshalb an das rechte Lenkerende verlegt. Nachdem Jörgs Federbein dazu einen notwendigen Bolzen gespendet hat, wurde dieser Umbau von Klaus in gewohnter Qualität und Geschwindigkeit umgesetzt.
Ich bin immer wieder erstaunt, was man auf Tour so alles anpassen kann, wenn man sich mit dem Thema auskennt.
Nach der Umbauaktion war noch ein wenig Zeit bis zum Abendessen und so haben wir uns mit den Kameras, unserem Equipment und ein wenig Experimentierfreude an die Arbeit gemacht und die Speicher unserer Fotoapparate mit sinnlosem Material gefüllt.
Aus meiner Sicht sind dabei einige der tollsten Stillleben der Tour herausgekommen.
Am Abend haben wir uns dann an die Planung des nächsten Tages gemacht. Uns war klar, dass dies heute nicht DER Tara Nationalpark mit dem tollen Panorama sein kann, von dem wir gelesen hatten und durch den z.B. der Wolf gefahren war. Die doch geringe Zeit für die Vorbereitung hat hier zu einer Fehlnavigation mit schönem Hotel geführt.
Aber auch der heutige Tag hat uns wieder schöne Highlights geliefert:
- Tolle Fotos aufgrund des lockeren Zeitrahmens.
- Die feste Erkenntnis, das der Scrambler zwar Schotter- aber nicht Offroadtauglich ist.
- Das man überall Menschen treffen kann, die man zwar verbal nicht versteht – sich aber trotzdem verstehen kann.
Für die Tour des nächsten Tages passte das alles wieder. Auf der Liste sind:
- Die Tara-Brücke in Montenegro
- Der Durmitor Nationalpark in Montenegro
Morgen geht es also wieder rüber nach Montenegro.
Und wie immer der Film zum Bericht
Durmitor Nationalpark
Heute geht es erst einmal wieder ein ganzes Stück zurück in Richtung Montenegro. Der Tag startet mit einer Titelnominierung für den Tagessieger in: „Wie dumm bin ich wirklich“. Ich habe meinen Tiger vor unserer Hütte reisefertig gemacht – und dann festgestellt, dass er so, mit seinem breiten Hintern mit den Koffern, nicht durch die Tür passt. Das ist bei Klaus und Jörg mit den Koffern wesentlich eleganter gelöst.
Ich durfte dann noch mal die Koffer abnehmen – das Motorrad durch das Tor fahren – und die Koffer wieder anbauen. Guten Morgen Bernd – jetzt wach?
Der Weg heute hat als nächsten Wegpunkt die bekannte Tara-Brücke. Diese war uns schon durch Berichte von anderen Reisenden aus unserem RAT-Pack Syke bekannt – und wir wollen diese einmal selber besuchen.
Auf dem Weg dort hin hielt Jörg ca. 20 Minuten vor der Brücke überraschend an einer Stelle mit Panorama an – und machte Fotos. Aber nicht von der Aussicht – sondern von seinem bravem Scrambler. Der hatte dort nämlich exakt die 40.000 km erreicht – Glückwunsch!
Gegen Mittag haben wir dann die Tara-Brücke erreicht, dort eine ausgiebige Mittagspause gemacht und unser Quartiert für die Übernachtung gebucht.
Über booking.com haben wir eine Übernachtung in einem der Rafting Camps gleich hinter der Grenze von Montenegro am Rand des Dumitor Nationalparks gebucht. Wir waren uns sicher, dass wir es bis dort hin schaffen werden.
Die Tara-Brücke ist touristisch voll erschlossen – und eine der Attraktionen waren die Zip-Lines, Stahlseile, an denen man auf Rollen über die Schlucht fahren kann. Eine weitere Attraktion war Klaus – mehrere Chinesen wollten unbedingt ein Foto mit ihm machen.
Nach der Brücke ging es über eine schöne Serpentinenstrecke auf eine Hochebene, in der wir bei schönem Panorama zügig cruisen konnten – ein bisschen zu zügig … Aber auch diesmal hatten wir wieder mehr Glück als Verstand. Die örtliche Polizei hatte auf der Hochebene in der dortigen Tempo 70 Zone auf weite Entfernung gelasert – in die andere Richtung …
Nach ca. 15 km sind wir von der R-5 auf die R-14 in den Durmitor Nationalpark abgebogen. Und ich kann nur sagen – das Panorama war der Hammer. Von dem Touristenort der Tara-Brücke zur „Einsamkeit“ in den Bergen war ein wunderschöner Kontrast.
Nicht das wir dort wirklich allein waren – es waren schon einige Reisende unterwegs. Allerdings kein einziger Bus – und damit eben auch keine „Horden“ von Touristen, sondern eher Einzelreisende.
Die Fahrt durch den Park auf schönstem Asphalt, mit perfektem Sonnenschein und tollen Kurven hat etwa 2 h gedauert.
Jede einzelne Minute davon war eindrucksvoll.
Am Ausgang des Parks, an der Grenze von Montenegro nach Bosnien & Herzegowina führt die Straße dann vom Hochplateau wieder runter auf die normalen Straßen. Am Rande des Parks hatte Klaus durch vollen Einsatz auch wieder Empfang auf seinem Handy.
Aus Richtung Bosnien kommend muss man sehr drauf achten auf die kleine Zufahrt direkt hinter der Grenze abzubiegen.
Direkt am Eingang des Parks haben wir dann Gruppen von polnischen Endurofahrern getroffen, die jetzt gegen 17:00 Uhr in den Park reinfahren, um dann dort auf ihrer TET-Route im Park zu übernachten.
Für uns ging es weiter über die Grenze nach Bosnien & Herzegowina. Nach ca. 3 km sind wir bei unserer Übernachtung im Rafting Camp DMD, das wir über booking.com für eine Übernachtung gebucht hatten, angekommen.
Direkt nach der Grenze waren die Straßen in Bosnien viel schlechter als in Montenegro. Da auch die Autos immer versucht haben möglichst die tiefen Schlaglöcher zu vermeiden mussten wir sehr auf Gegenverkehr und Schlaglöcher aufpassen. Konzentration war angesagt.
Wir sind dann aber problemlos im Camp angekommen – um dann dort eine kleine Überraschung zu erleben.
Für das Camp war die Saison schon vorbei – sie haben heute den letzten Tag geöffnet. Morgen verlassen alle Mitarbeiter bis auf den „Hausmeister“, der dort überwintert, das Camp. Nur durch einen kleinen Fehler beim Einstellen des Camps auf booking.com konnten wir es an diesem Tag noch buchen.
Wegen der Kälte – wir hatte 8 Grad über Nacht – haben wir dann auch keine der unbeheizten Hütten bekommen sondern konnten im ebenfalls unbeheizten Haupthaus übernachten.
Als Erstes aber wieder die wichtigen Dinge – das Killschalterpils.
Für das Abendessen und das Frühstück haben sich die Mitarbeiter noch einmal richtig ins Zeug gelegt.
Wir habe ein leckeres Abendessen mit Fleisch, noch ein bisschen Fleisch, Wurst und als Beilage Pommes bekommen – Lecker.
Wir haben im vollen Lederornat beim Abendessen gesessen – aber es war immer noch recht kalt. Das Thermometer hatte die 10 Grad unterschritten und es war auch nicht ganz windstill. Die anschließende Büroarbeit war dadurch auch ein wenig anstrengend.
Klaus hat noch die Route für Morgen in Richtung Mostar erstellt – und wir sind dann doch recht früh in den Betten verschwunden.
Es hat dann noch eine ganze Weile gedauert, bis wir unter den Bettdecken nicht mehr so gefroren haben. In der Nacht ging die Temperatur auf 6 Grad runter. Aber mit den vier Decken ging es dann nach einiger Zeit und wir sind zufrieden eingeschlafen.
Morgen geht es nach Mostar – darüber haben wir schon viel gehört – und wir wollen uns einen eigenen Eindruck verschaffen.